»Blood & Honour«, »Hammerskins« und »Veneto Fronte Skinheads« – Die regionale Rechtsrockszene um »Honour & Pride« zeigt sich auch international gut vernetzt

„Shut up!“ – Es dauert etwas bis es ruhig wird. Doch dann ist es ganz still in der Zelthalle irgendwo in Großbritannien. Nach einer Minute des Schweigens skandiert die Menge immer wieder auf deutsch: „Sieg Heil!“. Mehre hundert meist glatzköpfige und tätowierte Männer – Frauen sind nur wenige anwesend –  heben den Arm zum Hitlergruß. Die Schweigeminute gilt Ian Stuart Donaldson, dem bei einem Autounfall verstorbenen Gründer des internationalen Neonazi-Musiknetzwerk »Blood & Honour«. Aus ganz Europa sind die Besucher an diesem Wochenende im Oktober 2012 zum alljährlichen „Ian Stuart Memorial“-Konzert (ISD) auf die Insel gereist. Neben den Auftritten einschlägiger Rechtsrockbands gibt es während des zweitägigen Treffens der internationalen »Blood & Honour«-Bewegung auch anderer Angebote: So messen die Neonazi tagsüber ihre Kräfte z.B. beim Seilziehen. Einige haben neben ihren parkenden Autos auf dem Gelände ihre Zelte aufgeschlagen. Unter den vielen Skinheads fällt eine kleine langhaarige blonde Frau ins Auge. Sie spricht deutsch: Joanna Gierzycka ist mit einer Gruppe von Neonazis aus der Region zwischen Harz und Heide da. Ihr Lebensgefährte ist Massimo Santi aus dem niedersächsischen Städtchen Königslutter, ein Aktivist von »Honour & Pride«

Von »Blood & Honour zu »Honour & Pride«
An der Wand der Zelthalle , in der die Konzerte stattfinden, hängt ein Transparent mit der Aufschrift »Blood & Honour Deutschland«. Dabei ist die Organisation eigentlich seit dem Jahr 2000 in der BRD verboten. Doch ehemalige Mitglieder haben neue Organisationen gegründet, die Nachfolge angetreten und auch in Deutschland die Bewegung am Leben erhalten. Dazu gehört in der Region zwischen Harz und Heide die Kameradschaft »Honour & Pride« (H&P).

Zunächst regional als »Honour & Pride Niedersachsen« mit örtlichen Sektionen in Braunschweig und Königslutter und in Sachsen-Anhalt mit der Sektion „Südharz“ angetreten, verdeutlich man die überregionale Ausbreitung inzwischen durch das Auftreten als »Honour & Pride Deutschland«. Mit der Organisation von zahlreichen kleineren und größeren, meist konspirativ organisierten Konzerten, hat man sich in der rechten Musikszene einen Namen gemacht. Auch die Konzerte der rechten Hooligan-Band »Kategorie C«, die nicht nur Neonazis sondern auch die Mischszenen zwischen Fußballhooligans und rechten Prolls anzieht, wurden in der Region von »Honour & Pride« teilweise mitorganisiert. Inzwischen führt man auch legal angemeldete Open-Air-Festivals durch, wie in den beiden letzten Jahren in Nienhagen, wo bekannte Szene-Band aus dem In- und Ausland vor jeweils mehr als tausend Zuschauerinnen und Zuschauern auftraten. Kopf von »Honour & Pride« und Veranstalter zahlreicher Rechtsrockkonzerte in Nord- und Ostdeutschland ist Oliver Malina. Der Rolladenbauer leitet einen Handwerksbetrieb in Salzgitter und wohnt seit einiger Zeit in Nienhagen im Harzkreis von Sachsen-Anhalt.

Hier geht’s weiter zu Text und Fotos